Natur vor der Haustür erleben

Mit den neu geschaffenen Lebensräumen wollen wir primär dem schnell voranschreitenden Artensterben entgegenwirken, indem wir es zulassen, dass sich eine vielfältige Flora und Fauna um unsere Liegenschaften herum ausbreiten darf. 

Doch nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt profitiert von mehr Vielfalt. Die Natur tut auch uns Menschen gut: der Aufenthalt in der Natur senkt nachweislich den Blutdruck und sorgt allgemein für Entspannung. Bereits wenige Minuten am Tag in einer natürlichen Umgebung tragen dazu bei, dass wir konzentrationsfähiger oder besserer Stimmung sind. Weitere positive Effekte sind, dass uns der Naturaufenthalt sozialer und frustrationstoleranter macht. Folglich bringt eine möglichst naturnahe Umgebung in den Siedlungen auch den Bewohnerinnen und Bewohner eine Vielzahl gesundheitlicher Vorteile und steigert das Wohlbefinden.

Ein Garten als kulturelles Produkt ist in unserer Wahrnehmung geprägt von gestalteter, gesteuerter Ordnung. Im Gegensatz dazu werden naturnahe Flächen oft als Wildwuchs und das Gegenteil von kontrollierter Ordnung empfunden. Dass Gärten gestaltet und dennoch naturnah sein können, mag für den einen oder die andere im ersten Moment gewöhnungsbedürftig sein. Einige Elemente einer biodiversen Umgebung wirken unordentlich und entwickeln sich dynamisch. Eine Pionierfläche ist beispielsweise am Anfang geprägt von unebenem, nacktem Boden und begrünt sich erst mit der Zeit. Die Vegetation wird erst im Frühjahr geschnitten, um

Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten in Pflanzenstängeln zu schaffen. Solche Strukturen sind auf den ersten Blick für das menschliche Auge nicht immer gefällig aber durchaus geplant, gestaltet und entsprechend gepflegt. Denn eines ist klar: ohne regelmässige Pflege kommen auch naturnahe Flächen nicht aus. Tolerieren wir weniger Ordnung und mehr Dynamik, werden wir mit bunten Blumenwiesen, duften Blüten, schmackhaften Früchten, einer Vielzahl von unterschiedlichen Gartenbewohnern und klangvollen Sommerkonzerten belohnt.

 

Mauereidechse (© Hans Oppliger)